Predigt zum Thomassonntag
Joh 20,19-31
Mit dem Evangelium des Thomassonntages wird das Evangelium der Vesper der Liebe am Ostersonntag fortgesetzt. Die Perikope der Ostervesper erzählte vom auferstandenen Herrn, wie er zu seinen Apostel kam und ihnen den Heiligen Geist schenkte, endete aber mit dem Zweifel des Apostel Thomas, der nicht glauben wollte, was er nicht persönlich sehen kann. Er wollte seinen Finger in das Mal der Nägel und seine Hand in die durchbohrte Seite Jesu legen. Auch andere Perikopen in dieser vergangenen Osterwoche erzählten von Begegnungen mit dem Auferstandenen und von vielen Zweifeln. Die Frauen liefen beim ersten Mal, als sie dem Engel begegneten, der ihnen von der Auferstehung des Herrn kündete, voller Furcht weg. Petrus wollte mit eigenen Augen die Leinentücher sehen und lief mit Johannes zum Grab. Die Jünger Kleopas und Lukas auf dem Weg nach Emmaus erkannten Christus nicht, als er mit ihnen sprach.
Der Thomassonntag wird auch Antipascha genannt, denn er ist der erste Tag nach Osterwoche. Im Evangelium werden alle Zweifel an der Auferstehung beendet mit dem großen Bekenntnis des Apostels Thomas: „Mein Herr und mein Gott“. Es ist auch unser Bekenntnis zum auferstandenen Herrn: Christos anesti – alithos anesti. In diesen Tagen, nicht nur in der vergangenen Osterwoche, sondern 40 Tage bis zur Himmelfahrt des Herrn grüßen wir uns gegenseitig: Christos anesti – alithos anesti. Das ist unser immer wiederholtes Bekenntnis zum auferstandenen Herrn, unserem Herrn und unserem Gott: Christos anesti – alithos anesti. Es ist auch Ausdruck unserer Freude über unsere Erlösung und unserer Hoffnung auf unsere eigene Auferstehung. Der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche hat die Christen im Westen einmal kritisiert, weil sie gar keine Osterfreude zeigen, sondern so traurig und ohne Freude herumlaufen. Das lassen wir uns nicht nachsagen. Wir sind voller Freude und rufen ohne Unterlass: Christos anesti – alithos anesti.
Der Apostel Thomas hatte einen besonders starken Glauben: Er ging als Missionar bis nach Indien um den auferstandenen Herrn zu verkünden. Wir leben hier in Deutschland und bekennen hier unseren Glauben. Zeigen wir unsere Osterfreude auch den deutschen Nachbarn und Kollegen und sagen wir allen: Christos anesti, alithos anesti. Christus ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden.
Von p. Martinos Petzolt